Nachdem zum Jahresbeginn der Stein-auf-Stein-Haus-Hersteller Helma aus Lehrte in der Region Hannover Insolvenz anmelden musste, erwischte es in diesen Tagen den nächsten Anbieter. Die Firma Gussek-Haus Franz Gussek GmbH & Co. KG ist in finanzielle Schieflage geraten und musste Insolvenzantrag stellen. Das im Jahr 1951 gegründete Familienunternehmen hat bisher ca. 16.500 Häuser errichtet.
Was bedeutet diese Entwicklung für Bauinteressenten?
Welche Auswirkungen das Verfahren auf bestehende Verträge von Bauherren mit der Firma Gussek hat, können und wollen wir nicht bewerten oder kommentieren. Einen Augenmerk möchten wir jedoch auf die grundlegende Entwicklung legen. Worum geht es?
In der Branche gibt es eine Faustformel: Rechnerisch produziert ein Mitarbeiter im Jahr ein Fertighaus. Beschäftigt also ein Unternehmen 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so gilt es als „gesund“, wenn es pro Jahr ca. 300 Häuser herstellt. Normale Schwankungen wirken sich in der Regel nicht negativ aus. Wenn aber – wie in den vergangenen ca. 2 Jahren geschehen – die Entwicklung in der Branche dauerhaft einen negativen Trend aufweist, so schlägt dies naturgemäß auch auf die Hersteller durch. Umsatzeinbrüche von 30 oder 50 % würden es insofern erforderlich machen, dass das Unternehmen bis zur Hälfte der Beschäftigten entlässt. Und selbst das reicht oftmals nicht aus, da die Fixkosten z. B. für die Produktionsstätten weiterlaufen.
Wie also lässt sich eine solche Entwicklung vermeiden? Letztendlich sind zwei Punkte ausschlaggebend:
Klarer Markenkern
Viele Unternehmen verzetteln sich und versuchen durch eine Aufweichung des Markenkerns neue Märkte zu erschließen. Dabei wurden oftmals Entwicklungen verschlafen, wie die QNG-Zertifizierungen. Denn diese bringen günstige Baufinanzierungskonditionen für Bauherrenfamilien mit sich. Für uns völlig unverständlich ist, dass nur eine Handvoll von Anbietern eine QNG-Serienzertifizierung anbietet. Der Rest der Anbieter lässt seine Kunden hier im Regen stehen und verlagert die Verantwortung auf deren Schultern.
Finanzielle Leistungsfähigkeit
Ein Team von Influencern, welche sich als „Experten“ bezeichnet und viele verschiedene Dienstleistungen rund um den (Fertig-)hausbau anbietet, redet immer wieder von den Vorteilen kleinerer und familiengeführter Unternehmen. Hier könne man besser über den Preis verhandeln und diese Unternehmen seien flexibler.
Das bringt uns zu der Frage, wie sich diese Herrschaften eigentlich die Preisfindung in der Branche vorstellen. Zumindest bei uns wird nicht gewürfelt, sondern kalkuliert: Welche Kosten entstehen für die Planung und Errichtung des Gebäudes und was muss das Unternehmen verdienen? Während man an der Kostenschraube kaum drehen kann, führt jeder Preisnachlass zur Verringerung des Überschusses und damit zu einer Einschränkung der finanziellen Leistungsfähigkeit des Unternehmens. Die „freiwillige“ Gewährung von Rabatten/Nachlässen kann daher oft als Indiz dafür gewertet werden, dass das Unternehmen den Umsatz dringend benötigt und eine finanzielle Schieflage zumindest droht.
Gerade in der aktuellen Situation ist es für Bauherren von großer Bedeutung, mit einem finanziell gesunden Unternehmen zu arbeiten. Folgende Punkte können hier zumindest als Indiz gewertet werden:
- Keine Anzahlungen; gerade in der Baubranche sollte gelten: Erst die Leistung/Ware, dann das Geld! Wenn ein Anbieter mit Auftragserteilung eine Anzahlung verlangt, sollten sämtliche Alarmglocken läuten! Denn dafür gibt es keinen Grund!
- Größe; große Unternehmen sind mindestens aktuell im Vorteil, da sie Umsatzrückgänge besser kompensieren und die finanziellen Auswirkungen abfedern können.
- Solvenz/finanzielle Leistungsfähigkeit; wie steht es um die Finanzen des Anbieters? Wie hoch ist der Verschuldungsgrad? Auf solche Fragen gibt z. B. eine Auskunft (z. B. von der Creditreform) Antworten. Fragen Sie den Hersteller nach diesen Zahlen, lassen Sie sich z. B. eine vollständige Creditreformauskunft vorlegen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.