Seit mittlerweile einem Jahrzehnt zählen Photovoltaikmodule auf den Dächern von Einfamilienhäusern gerade in Neubaugebieten zum täglichen Erscheinungsbild. Doch das Nutzungsszenario hat sich in dieser Zeit geändert. Denn während es sich zu Beginn des Jahrtausends lohnte, den erzeugten Strom an den örtlichen Energieversorger zu verkaufen, steht nun die Eigennutzung klar im Vordergrund. Noch im Jahr 2005 erhielt der Anlagenbetreiber eine Vergütung in Höhe von 54,53 Cent je kWh. Diese ist auf nunmehr 7,58 Cent im Jahr 2021 abgesunken. Damit liegt sie – anders als 2005 – deutlich unter den Bezugspreise von Netzstrom und macht die Einspeisung unattraktiv. Doch wie funktioniert der Betrieb einer Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach, welche Förderung kann ich als Bauherrenfamilie erwarten und lohnt sich die Investition?
Die Komponenten
Im Wesentlichen besteht eine Photovoltaikanlage aus 3 Komponenten:
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Den Photovoltaikmodulen, welche auf dem Dach montiert werden. Diese sind so ausgelegt, dass die durchschnittliche Spitzenleistung ca. 5,5 bis 6 kWp (Kilowatt peak) beträgt. Die Module erzeugen Strom, wenn es draußen hell ist. Dabei ist die Intensität der Sonneneinstrahlung nicht von entscheidender Bedeutung. Im Gegenteil: Je intensiver die Sonneneinstrahlung und je wärmer es dadurch ist, desto geringer ist der Wirkungsgrad der Module. Hier unterscheidet sich die Photovoltaik- von der Solarthermieanlage, bei welcher ebenfalls Module auf dem Dach montiert werden und die für die Warmwassererzeugung insbesondere in Verbindung mit einer Gasheizung zuständig sind. Die Photovoltaikanlage erzeugt dabei eine sogenannte Gleichspannung, die für den Betrieb der Haushaltsgeräte ungeeignet ist.
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Dem Batteriespeicher, welcher den erzeugten aber aktuell nicht benötigten Strom zwischenspeichert. Diese Speicher werden mit einer etwas höheren Leistung ausgelegt als die PV-Anlage als Spitzenleistung erzeugen kann. Denn um das Gerät zu schützen, ist eine Tiefenentladung unbedingt zu vermeiden. Dies übernimmt der Speicher selbsttätig. Bei Hanse Haus beträgt die Speicherkapazität in Verbindung mit einer 5,92-kWp-Anlage in der Regel 6,5 kWh (Kilowattstunden). Die nutzbare Kapazität beträgt dann ca. 6 kWh. Das bedeutet, dass Sie z. B. einen Haartrockner 3 Stunden lang ununterbrochen laufen lassen könnten. Ein Fernseher mit einem marktüblichen Energieverbrauch von 100 W hingegen könnte damit 2,5 Tage lang laufen, bis der Speicher entleert ist.
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Dem Wechselrichter, der aus der Gleichspannung aus den Photovoltaikmodulen bzw. dem Batteriespeicher nutzbaren Wechselstrom macht, wie er auch aus der Steckdose kommt.
Wechselrichter und Batteriespeicher finden dabei ihren Platz in der Regel im Hauswirtschaftsraum, wobei der Platzbedarf sich in Grenzen hält.
Die Förderung
Wer sich gleich beim Neubau eines Hanse-Hauses für den Bau einer Photovoltaikanlage nebst Speicher entscheidet, baut damit quasi „automatisch“ ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus. Ab dem 01.07.2021 erhalten Bauherrenfamilie hierfür einen Zuschuss der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Höhe von 37.500 EUR. Das sind 3.750 EUR mehr als für den Bau eines KfW-Effizienzhauses 40 ohne Photovoltaikanlage. Außerdem wird den Erwerbern die im Preis für die Photovoltaikanlage enthaltene Umsatzsteuer rückerstattet, was noch einmal mit 2.905 EUR zu Buche schlägt. Damit addiert sich die mittelbare und unmittelbare Mehr-Förderung gegenüber einem KfW-Effizienzhaus 40 auf 6.655 EUR. Die Mehrinvestition gegenüber KfW40 hingegen beläuft sich auf 18.200 EUR. Bauherren müssen daher hier mit einem „Mehr“ an Aufwendungen kalkulieren, welche sich jedoch durch verschiedene Landesprogramme (so erhalten Sie z. B. von der Investitions- und Förderbank Niedersachsen „nbank“ 40 % Zuschuss auf den Stromspeicher und die KfW fördert die Installation einer Wallbox mit weiteren 900 EUR. In der kurzfristigen Betrachtung ist damit das Effizienzhaus 40 Plus scheinbar noch immer unattraktiver als das Effizienzhaus 40. Doch es gilt, zwei weitere Aspekte zu berücksichtigen!
Dauerhafte Stromkostenersparnis und Komfortgewinn
Jede Kilowattstunde, welche Sie selbst erzeugen, müssen Sie von Ihrem Energieversorger nicht teuer erwerben. So ergibt sich über das Jahr betrachtet eine erhebliche Ersparnis. Leider ist es so, dass Sie nicht den gesamten Strom vom Dach für sich selbst nutzen können. Denn an hellen Tagen werden Sie deutlich mehr erzeugen als an Bedarf besteht – und Sie verkaufen den erzeugten Strom billig an Ihren Energieversorger. An dunklen Tagen hingegen (also z. B. in den Wintermonaten) ist der Energiebedarf höher als die Produktion und Sie müssen Strom hinzukaufen. Das lässt sich auch nicht durch eine größere Anlage kompensieren. Insofern ist es nicht sinnvoll, die Anlage einfach blind größer zu konfigurieren als üblich.
Doch Sie können gerade von Frühsommer bis Frühherbst durch ein kluges Nutzungsverhalten Ihren Eigenverbrauch erhöhen:
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Nutzen Sie Waschmaschine, Wäschetrockner und Geschirrspülmaschine, wenn der kostenlose Strom vom Dach kommt – also tagsüber.
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Gleiches gilt für das Aufladen von kleineren Verbrauchen wie z. B. Tablets oder Smartphones, aber auch (in Verbindung mit einer Wallbox) für das Laden Ihres E-Autos oder Ihres Pedelecs.
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Nutzen Sie den Warmwasserspeicher Ihrer Wärmepumpe als zusätzlichen Speicher, indem Sie tagsüber das Wasser stärker erwärmen und somit in der Nacht und am frühen Morgen noch genügend Warmwasservorrat vorhalten.
Auf diese Weise ist das Erreichen eines Autarkiegrades von ca. 50 bis 60 % realistisch und die monatliche Stromkostenersparnis wird sich bei ca. 100 EUR einpendeln. Auf diese Weise amortisiert sich die Anlage nach ca. 9 bis 10 Jahren. Und während man in der Vergangenheit davon ausging, dass schon nach diesem Zeitraum Module und Speicher deutliche Alterungserscheinungen zeigen, so zeigt sich aktuell ein anderes Bild. Einzig mit der Neuanschaffung eines Wechselrichters zu diesem Zeitpunkt sollten Sie rechnen. Das „kostet“ Sie in etwa eine Jahresersparnis, also rund 1.200 bis 1.500 EUR.
Übrigens kann man in Verbindung mit einer so konfigurierten Photovoltaikanlage die eigene Wärmepumpe auch mit einer Kühlfunktion für den Sommer ausstatten, ohne dass es förderschädlich wäre. Denn Sie nutzen gerade im Sommer den kostenlosen Strom vom Dach für eine angenehme Abkühlung der Wohnräume über die Fußbodenheizung. Ohne Photovoltaikanlage hingegen verlieren Sie durch den damit verbundenen Stromverbrauch die Förderfähigkeit des KfW-Effizienzhauses 40 und erhalten nur noch Förderung für die Stufe „55“.
Fazit
Sofern es Haus, Ausrichtung und Budget hergeben, ist die Errichtung eines KfW-Effizienzhauses 40 Plus inkl. Photovoltaikanlage auf jeden Fall lohnend und zukunftsweisend. Denn unabhängig davon, was der Einzelne davon halten mag: Die Vorgaben der Politik sind eindeutig und gehen klar in Richtung Elektromobilität. So wird auch der letzte „Knackpunkt“ – nämlich der Verkauf der Überproduktion zum Spottpreis an den Energieversorger – kein Thema mehr sein. Wer sich die Gesamtförderung durch KfW und BAFA einmal anschaut, stellt schnell fest: Diese fällt deutlich höher aus als an Investition von Ihnen aufgewendet wird. Sie erhalten also quasi Ihre Photovoltaikanlage und das Effizienzhaus 40 Plus zum Nulltarif. Und der einmaligen Investition steht eine deutliche monatliche Reduktion Ihrer Fixkosten gegenüber. Ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist.